2022
Kelsterbach

Nach 20 Jahren Einsatz: Alte Dachbahn von Sika lässt sich wie neu verarbeiten

Nach über zwei Jahrzehnten wurde die Kunststoffabdichtungsbahn eines Dachs in Frankfurt am Main abgebaut und bei der Recycling-Aufstockung von zwei Wohnhäusern für die neuen Dächer wiederverwendet. Das innovative Bauvorhaben ist nicht nur einzigartig in Deutschland, sondern zugleich äußerst nachhaltig: Allein durch die Wiederverwendung der Sarnafil-Dachbahn wurde fast eine Tonne Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Wohngebäude vermieden. Der Bauherr, die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW), ist eines der größten Wohnungsbauunternehmen Deutschlands. Sie verlässt sich schon seit mehr als 30 Jahren bei der Umsetzung ihrer Projekte auf die hohe Qualität und Einzigartigkeit der Sarnafil-Dachlösungender Sika Deutschland GmbH.

„Das Material ist sensationell. Als junger Bauingenieur habe ich mit Kollegen die Sarnafil Kunststoffabdichtungsbahn von Sika auf dem Dach in Frankfurt verlegt. Jetzt, nach 20 Jahren, haben wir sie für die Wiederverwendung abgebaut. Auf dem neuen Dach ließ sich die Dachbahn wie am ersten Tag verarbeiten,“ schwärmt Dirk Schuchardt, Bauingenieur und Juniorchef des gleichnamigen

Dachdeckerfachbetriebs. Robert Lotz, Leiter der Projektabwicklung 1 des Unternehmensbereichs Modernisierung & Großinstandsetzung der Nassauischen Heimstätte, ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen: „Wir haben allein bei einem Gebäude durch die Wiederverwendung der alten Dachbahn ersten Berechnungen zufolge 940 kg CO2 eingespart. Hierbei haben wir nur die
Kunststoffabdichtungsbahn betrachtet. Für die gesamte Aufstockung alleine eines Gebäudes konnten wir etwa 50 % der benötigten Materialien aus den eigenen Rückbaumaßnahmen generieren und somit insgesamt über elf Tonnen CO2 vermeiden. Gleichzeitig konnten wir so kostbare Ressourcen einsparen, das Entsorgungsvolumen deutlich reduzieren und hierzu in der Branche ein Zeichen in Bezug auf Nachhaltigkeit setzen.“

Hohe Langlebigkeit der Kunststoffabdichtungsbahn
Die Wiederverwendung der bestehenden Dachbahn ist Teil einer innovativen Strategie der Nassauischen Heimstätte, bei diesem Pilotprojekt einen möglichst hohen Anteil an wiederverwendbaren Materialien in allen Gewerken einzusetzen. Für die beiden Dächer in der Gundwald- und Dreieichstraße in Kelsterbach wurde die Dachbahn eines Hauses in der Fritz-Kissel-Siedlung in Frankfurt am Main zu 100 % wiederverwendet, das heißt es wurde kein neues Material für die Flächenabdichtung eingesetzt. Es sind nur dort neue Teile hinzugekommen, wie etwa die Einfassungen am Ortgang, am First oder an der Traufe, wo keine bestehenden Teile verwendet werden konnten. Durch die Aufstockung sind in jedem Haus zwei neue Wohnungen entstanden.

Am Anfang stand die Begutachtung des bestehenden Dachs, bei dem Reiner Hubner, Gebietsleiter von Sika, auf mehrere Studien und ökologische Gutachten von Fachleuten verweisen konnte. In den Untersuchungen wird den Sarnafil-Kunststoffabdichtungsbahnen höchste Qualität, Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit von über 55 Jahren bescheinigt. Dass die vorhandene Dachbahn in einem so guten Zustand vorgefunden wurde, überraschte somit nicht wirklich.

Reinigung der Nahtbereiche mit Speed Clean
Im August 2021 wurde die Kunststoffabdichtungsbahn des Bestandsdachs (rund 500 m2) an einem Tag mit vier Mitarbeitern abgebaut und insgesamt sechs Monate gelagert. Mitte November 2021 erfolgte die Verlegung und Fertigstellung des ersten Dachs in der Gundwaldstraße mit vier Mitarbeitern. In der Dreieichstraße begannen die Arbeiten unter gleichen Rahmenbedingungen im Februar 2022. Die Bauzeit betrug in beiden Fällen zwei Wochen.

Bevor die Kunststoffabdichtungsbahn abgebaut wird, sollte man sie von groben Verunreinigungen und Schmutz säubern. Die Nahtbereiche werden mit dem speziellen Sika-Reinigungsset „Speed Clean“ von Fetten und Verunreinigungen befreit, damit keine Rückstände mehr vorhanden sind und die Naht sauber verschweißt werden kann, um die thermische, kraftschlüssige und somit dichte Verbindung zu erreichen. „Die Reinigung der alten Dachbahn ist sehr wichtig: Dort, wo sie wieder thermisch verschweißt wird, muss sie absolut sauber sein, denn von der sauberen Naht hängt die Qualität des späteren Dachs ab. Wichtig ist auch die enge Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Dachbahn, um die Vorgehensweise bei der Verarbeitung der vorhandenen Kunststoffabdichtungsbahn qualitativ hochwertig ausführen zu können“, erklärt Dirk Schuchardt.

Das Lösen der Dachbahnen erfolgte auf dem alten Dach durch Aufschneiden der Bahnen neben der alten Schweißnaht und mitten in der Bahn, also nicht in den Stößen. „Auf alle Fälle sollte man versuchen, eine laufende Bahn ohne Durchdringungen abzuschneiden. In unserem Projekt hatten wir zahlreiche Sekuranten, Kamine und Durchdringungen, deren Öffnungen beim späteren Einbau mit altem Material geschlossen werden mussten. Sind wenige bis keine Öffnungen vorhanden, macht das die Wiederverwendung auf dem neuen Dach deutlich einfacher und effektiver“, erläutert Dirk Schuchardt.

Anteil der Wiederverwendung deutlich erhöhen
Die Vorgabe von NHW-Projektleiter Robert Lotz war, möglichst viel vorhandene Dachbahn zu verwenden und neues Material nur dort einzubauen, wo es technisch notwendig war. „Es ist uns wichtig, den Anteil von wiederverwendbaren Baumaterialien bei der Aufstockung der Wohnhäuser so hoch wie möglich zu halten.“ Vorhandene Fehlstellen wurden mit Altmaterial geschlossen und nur neue Teile eingebaut, wo Anschlüsse oder Durchdringungen dies nicht zuließen. „In vielen Fällen trauen wir den Materialien, die wir verwenden, nichts mehr zu. Unser Pilotprojekt mit einem hohen Anteil an wiederverwendeten Materialien wird Schule machen und zu einem Umdenken führen. In den letzten 40 bis 50 Jahren wurden die Anforderungen an Baustoffe und -materialien so hoch geschraubt, dass sogar Materialien, die lange noch nicht das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, nicht mehr verwendet werden. Sind diese Materialien nicht mehr sicher, müssen sie entsorgt werden. Aber wo es um Komfort oder andere Kriterien – und nicht um Sicherheit und Gesundheit – geht, müssen wir lernen umzudenken. Entscheidend für uns war das Kriterium der Nachhaltigkeit. Als Bauherr bekommen wir von Sika eine Materialgarantie von zehn Jahren auf die Dachbahn plus weitere zehn Jahre, wenn Sika unter anderem vor Ablauf der ersten zehn Jahre das Dach begehen kann. Wenn die Kunststoffabdichtungsbahn 20 Jahre hält, dann kann sie auch einen noch längeren Zeitraum überstehen.“

Nutzungsdauer von über 55 Jahren
Sarnafil-Kunststoffabdichtungsbahnen bieten seit mehreren Jahrzehnten zusammen mit dem umfangreichen Systemzubehör für jeden Dachaufbau die optimale Lösung. Im Rahmen von Feldversuchen untersuchte das Institut für Bautenschutz, Baustoffe und Bauphysik, Fellbach, die Langlebigkeit der Sarnafil-TG- und Sarnafil-TS-Abdichtungsbahnen an über 100 Objekten unterschiedlichen Alters. Über einen Zeitraum von 30 Jahren nahm man regelmäßig Proben und analysierte 150 davon. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sprechen für eine Nutzungsdauer von über 55 Jahren. Auf diese Erfahrungen baut die Rezeptur der Sarnafil AT mit ihren optimierten Eigenschaften auf.

Weltweit erste Kunststoffabdichtungsbahn in Kreislaufwirtschaft
Sarnafil AT (Advanced Technology) ist die neueste Weiterentwicklung der bewährten Sarnafil-FPO-Dachbahnen. Die patentierte Hybrid-Hochleistungstechnologie der neuen Dachbahn ist für vorausschauende Architekten, anspruchsvolle Bauherren und innovative Verarbeiter konzipiert und relevant für alle, die hohe ökologische und sicherheitstechnische Anforderungen an Bauprodukte stellen. Gleichzeitig ist Sika weltweit der erste Hersteller mit einer C2C-zertifizierten Kunststoffabdichtungsbahn: Cradle to Cradle ist ein Konzept im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Bereits während der Produktentwicklung wird der gesamte Lebenszyklus bis hin zum Nutzungsende in den fünf Kategorien Materialgesundheit, Materialkreislauf, erneuerbare Energien, Wassermanagement und soziale Verantwortung betrachtet.

Bautafel

OBJEKT
Aufstockung von zwei Wohnhäusern in der Gundwaldstraße und Dreieichstraße in Kelsterbach

BAUZEITRAUM
August 2021 bis Februar 2022

BAUHERR
Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH in
Frankfurt am Main

Verarbeiter
Schuchardt GmbH in Grebenhain

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