Funktion, Nutzen und Aufbauten
Entkopplungssysteme gibt es im Gewerk des Fliesenlegers bereits seit 35 Jahren. Diese werden oft unter Fliesenbelägen und Naturwerksteinen verlegt, gerade im Zeitalter der großformatigen und dünnschichtigen Fliesen. Eine Entkopplung ist eine flexible Schicht zwischen Untergrund und Oberbelag. Dadurch sind Untergrund und Fliese nicht wirklich fest miteinander verbunden, sondern voneinander getrennt – also entkoppelt. Die gegensätzlichen Bewegungen, die zum Beispiel aus Längenänderungen durch Wärmeeinfluss entstehen, können so zwischen diesen beiden Schichten ausgeglichen werden. Sie fangen dabei horizontale Bewegungen ab und verhindern so Spannungsrisse in Untergrund und Oberbelag.
Entkopplungen können entweder mit dem Untergrund fest verklebt oder lose (je nach Hersteller) verlegt werden. Der neue Fliesen- oder Naturwerksteinbelag wird dann mit speziellem Fliesenkleber verlegt. Eine Entkopplung ist bei kritischem Untergrund und einem starren Bodenbelag, wie Fliesen und Naturwerkstein, sinnvoll. Ohne Entkopplung können Schwingungen und Bewegungen im Untergrund zu Schäden am jeweiligen Oberbelag und den Fugen führen, bis hin zu einem losen Belag. Nach 35 Jahren haben sich eine Vielzahl an Entkopplungssystemen am Markt etabliert.
Welche Entkopplungssysteme werden unterschieden?
- Entkopplungen aus Vlies, meist Bahnenware
- Entkopplungen aus Vlies mit Armierungseinlage oder Armierungsträger, meist Bahnenware
- Entkopplungen mit abdichtender Funktion gegen Feuchtigkeit, beidseitig trägervliesbeschichtete Kunststofffolie aus PE, meist Bahnenware
- Entkopplungen mit abdichtender Funktion gegen Feuchtigkeit, einseitig trägervliesbeschichte Kunststofffolie aus PP, meist Bahnenware
- Entkopplungen mit abdichtender Funktion gegen Feuchtigkeit, einseitig trägervliesbeschichte Kunststofffolie aus PE und rückseitig vliesbeschichtet, meist Bahnenware
- Entkopplung und trittschallmindernde Platten aus kunstharzbeschichteter Textilfaser, Plattenware
- Entkopplung und trittschallmindernde Platten aus Textilfaser mit unterseitigem Gummigranulat, Plattenware
- Entkopplung und trittschallmindernde Bahn aus Gummigranulat, Bahnenware
- Hochflexible, zementäre Produkte wie MDS und C2 S2 Fliesenkleber nach DIN EN 12004 mit entkoppelnder Wirkung, ggf. mit Einlage eines Armierungsgewebes, Pulverform
- Polyurethan-Abdichtungen und Kleber mit entkoppelnder Wirkung, ggf. mit Einlage eines Armierungsgewebes, Flüssigware
- Entkopplung aus Hartschaumelementen aus extrudiertem Polystyrol, Plattenware
Was ist ein kritischer Untergrund?
Zu den kritischen Untergründen gehören zum Beispiel junge Zementestriche (da Trocknung und Verformung noch nicht abgeschlossen sind (≤ 28 Tage)), junger Beton (≤ 6 Monate), Untergründe mit erhöhter Restfeuchte, rissige Untergründe (Haarrisse), schwingende Untergründe (zum Beispiel Holzdielen), Holzuntergründe generell, bedingt Gussasphaltestriche, sowie Estriche mit geringem Querschnitt. Bei dynamischen oder schollenartigen Rissen mit Bewegungspotential gilt es, diese fachgerecht zu verharzen. Denn auch das beste Entkopplungssystem kann Schäden am Oberbelag nicht verhindern, wenn schon im Untergrund schwere Mängel vorliegen.
Aber nicht nur bei kritischen Untergründen ist eine Entkopplung sinnvoll. Auch bei Trockenestrichelementen oder Hohlraumböden kann eine Entkopplung erfolgen, um einer gegebenenfalls auf diesen Untergründen (je nach Hersteller) begrenzten Fliesenformatund Verlegemusterbeschränkung entgegenzuwirken.
Es kommt nicht nur auf die Untergründe an, sondern auch auf die Gegebenheiten vor Ort. So spielen Faktoren, wie Sonneneinstrahlung (besonders bei großen Fensterfronten oder bodentiefen Fenstern), Farbe des Fliesenbelages (dunkle Fliesen erwärmen sich schneller und werden wärmer, hierdurch eine höhere Längenausdehnung), Belastung bzw. Nutzung des Fliesenbelages, oder sonstige Witterungseinflüsse im Außenbereich, eine wichtige Rolle. Dich interessiert der Inhalt? Hier weiterlesen.