2024
Zugspitze
Ausgeklügelte Logistik und individuelle Lösungen auf 2.650 m Höhe
Das Schneefernerhaus beherbergt seit 1999 auf 2.650 m die höchstgelegene Umweltforschungsstation Deutschlands. Direkt unter dem Gipfel der Zugspitze arbeiten Wissenschaftler an Forschungsprojekten oder führen Messungen durch. Seit Juni 2024 finden unter außergewöhnlichen Baustellenbedingungen diverse Umbaumaßnahmen statt. Dazu gehört auch die Sanierung der rund 700 m2 großen Westfläche des Flachdachs, die mit der Cradle-to-Cradle zertifizierten Hybrid-Kunststoffabdichtungsbahn Sarnafil AT abgedichtet wurde. Die Einbeziehung des Sika-Vertriebsteams in die einzelnen Planungsschritte, die enge Begleitung durch den Sika-Anwendungstechniker sowie das umfangreiche Systemzubehör von Sika spielten hier eine große Rolle.
Eine Flachdachsanierung auf 2.650 m Höhe, der Materialtransport nur über eine Zahnradbahn möglich, Wind und Wetter ausgesetzt – das erfordert ein hohes Maß an Planung und Logistik, intensiver Einarbeitung sowie guter Kommunikation und Abstimmung aller Beteiligten. Die Westfläche des Flachdachs von Deutschlands höchstgelegener Forschungsstation wurde im Rahmen diverser Umbauarbeiten saniert und stellte das Planungsteam vor einige Herausforderungen. Nach diversen Besichtigungen im Vorfeld sowie einer umfassenden Beratung bei der Planung und Produktauswahl konnten diese jedoch gemeinsam gelöst werden.
Die gutachterlichen Untersuchungen für die sehr komplexe Dachsanierung erfolgten bereits im Jahr 2022 durch die Sachverständigengesellschaft frischbier-plan-gmbh. Planung und Ausführung der Dachsanierung fanden in den Jahren 2023 und 2024 statt. Neben Miro Rezo, Sika-Fachberater der Region, war auch Marco Sorger, Bereichsleiter der Region Mitte, in die einzelnen Planungsschritte eingebunden. Darüber hinaus war Sika-Anwendungstechniker Florian Kapsegger vor Ort und entwickelte gemeinsam mit dem Planungsbüro frischbier-plan-gmbh und dem Verarbeitungsbetrieb Gaas Florian GmbH passende Detaillösungen und Sonderanfertigungen mit Produkten aus dem umfangreichen Produktsortiment der Sika. Da bei der Sanierung auch auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet wurde, spielte die C2C-Zertifizierung von Sarnafil AT bei der Entscheidung für die Dachbahn eine erhebliche Rolle. „Unsere Produkte hatten bereits einen guten Ruf beim Bauherrn und beim Planer. Die Gaass Florian GmbH arbeitet schon seit über zehn Jahren mit Sarnafil, und so konnten wir hier auf bekannte Erfahrungswerte setzen“, erläutert Sika Fachberater Miro Rezo.
Größte Herausforderung: Die Logistik
„Eine solche Gelegenheit hat man nur einmal im Leben“, fasst Geschäftsführer Florian Gaass dieses besondere Projekt zusammen. Was sich bereits in dem umfassenden Leistungsverzeichnis – zum großen Teil mit Bildern für die Erkenntnisgewinnung im Rahmen der Angebotsabgabe unterlegt – als sehr komplexe Sanierung darstellte, erforderte in der Praxis einen hohen logistischen Aufwand. Gemeinsam mit dem planenden und objektüberwachenden Ingenieurbüro frischbier-plan-gmbh hat die Gaass Florian GmbH ein Logistikkonzept entwickelt, das zur optimalen Umsetzung des Projekts beigetragen hat.
Die Sanierung eines Flachdachs mit Sarnafil AT ist für den Verarbeitungsbetrieb eigentlich Tagesgeschäft. Die Personaleinteilung und der Materialtransport auf eine Baustelle auf 2.650 m Höhe gehört eher nicht dazu. Zumal das Maximalgewicht des Aufzugs vom Schneefernerhaus bei 470 kg liegt und die Paletten mit dem Material normalerweise jeweils 1.200 kg wiegen. Die Lösung? „Wir haben das gesamte palettierte Material zu uns ins Lager liefern lassen und umgepackt“, erläutert Florian Gaass. „Außerdem haben wir das Gewicht der Sarnafil-Rollen verringert, indem nur die Hälfte der normalen Menge von zehn Metern Dachbahn aufgerollt wurde. 25 statt 50 kg – das hat das Handling sehr vereinfacht.“
Wie so oft bei Sanierungen traf man auch hier auf Unerwartetes: Die eigentliche Planung sah den Austausch von rund 50 m2 der alten Tragkonstruktion aus Holz vor. Da die entsprechende Fläche vor dem Rückbau der Bestandsabdichtung aber nur von unten einsehbar war, rechnete man bereits bei der Ausschreibung mit einer Herausforderung, die sich auf der Baustelle bewahrheitete: Denn nach dem Rückbau des alten Dachschichtenpakets zeigte sich von oben betrachtet, dass eine weitaus größere Fläche ausgetauscht werden musste. Am Ende waren es insgesamt 180 m2. „Das war immens viel Arbeit und eine Überraschung, weil wir das ja immer erst gesehen haben, wenn wir das Dach aufgemacht haben“, erinnert sich Gaass.
Die Sanierung im Detail – vom Rückbau bis zur Windsogsicherung
Der alte Dachaufbau wurde bis auf die tragende Holzkonstruktion abgebaut. Zuerst entfernten die Verarbeiter die alte Bitumenbahn und entsorgten sie fachgerecht. Nach der Teilerneuerung der tragenden Holzkonstruktion wurde eine Ausgleichslage zwischen der Sarnafil Kunststoffabdichtungsbahn und dem rauen Untergrund aufgebracht. Darauf verlegten Mitarbeiter der Gaass Florian GmbH die Kunststoffabdichtungsbahn Sarnafil AT-25. Diese eignet sich durch ihren hohen Perforationswiderstand, die UV-Beständigkeit und eine große Widerstandsfähigkeit gegen Hagelschlag und andere extreme Wetterverhältnisse besonders gut für die Sanierung des Flachdachs des Schneefernerhauses.
Das große Schweißfenster erleichterte die handwerklich anspruchsvolle Nahtfügung unter diesen erschwerten Bedingungen. „Das Wetter und die Arbeiten über der Wolkenbasis waren die größten Herausforderungen“, erläutert Miro Rezo. „Wenn das Haus in den Wolken lag, konnte man wegen der besonders hohen Luftfeuchte nicht schweißen.“ So wurde der Arbeitsablauf kontinuierlich den Wetterbedingungen angepasst und von allen Beteiligten war für die erfolgreiche Ausführung Flexibilität und Organisationstalent gefragt. Wegen der außergewöhnlichen Höhe des Gebäudes und den damit verbundenen hohen Windlasten war bei der Windsogsicherung die Beratung und Betreuung durch Sika Anwendungstechniker Florian Kapsegger von immenser Bedeutung.
„Allein die Berechnungen für die fachgerechte Windsogsicherung der einlagigen Sarnafil AT-25 Kunststoffdachabdichtungsbahnen nahmen einen längeren Zeitraum in Anspruch“, erinnern sich Bernhard Frischbier und Florian Gaass. Auch für die Tragwerksplaner war hier Neuland gegeben. Im Endeffekt war eine Fixierung im Abstand von 1,00 m erforderlich. Für die mechanische Fixierung wurde das Sarnabar Schienensystem aus dem Sika-Portfolio verwendet.
Durch die in höheren Lagen herrschenden extremen Windkräfte, die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und die intensivere UV-Strahlung muss die Abdichtungsbahn eine hohe Reißfestigkeit und UV-Beständigkeit aufweisen und sehr flexibel sein. „Auf das Dach und damit auch die Dachbahn wirken unglaubliche Kräfte, denen die verlegte Sarnafil AT-25 aber standhält“, erläutert Miro Rezo.
Bei einer Dachneigung von zwei Grad ist die Dachbahn direkt an den Berg angeschlossen, damit das Regenwasser sowie die Lawinen, Schnee oder Geröll, darüber hinweggehen können und die Dachabdichtung nicht beschädigen.
Extra entwickelte Sonderkonstruktionen für Anschluss an den Berg
Auf einer Seite schließt das Dach direkt an den Berg an. „Da aus dem Fels kontinuierlich Wasser sickert, waren der Anschluss und die Abdichtung eine besondere Herausforderung“, erklärt Florian Gaass die kritische Situation. Um zu vermeiden, dass es nach der Sanierung zu Feuchteeintritten kommt, wurde bereits 2023 im Rahmen der Hangsicherung ein Spritzbetonbalken errichtet, an dem vorderseitig die Abdichtungsebene vertikal angeschlossen werden konnte. Feuchteaustritte hinter dieser Ebene werden in einen darunterliegenden Gang im Felsen abgeleitet, an dessen Fußpunkt sich eine Wasserführungsrinne befindet. Auf den geglätteten Spritzbetonbalken wurde eine von den Firmen Sika, Frischbier und Gaas entwickelte Sonderlösung aufgebracht: Verbundbleche, die bis auf die Abdichtungsebene geführt wurden. Die Dachbahn wurde anschließend an diese Verbundbleche an- und auf den bestehenden Dachaufbau aufgeschweißt. Für den Anschluss an die Fassade des angrenzenden Gebäudes erfolgte zunächst der Rückbau der Fassadenverkleidung, anschließend wurde der Untergrund mit einem Dichtstoff gefüllt. Die Dachbahn wurde anschließend auf die mechanisch fixierten Sarnafil-Verbundbleche aufgeschweißt.
Extrem wetterabhängig
Zwei Mitarbeiter der Gaass Florian GmbH waren als Stammarbeiter immer auf der Baustelle. Weitere Verarbeiter wie Zimmerleute oder Dachdecker wurden nach Bedarf eingeteilt. „Wir mussten uns da immer nach dem Wetter richten und haben die Baustelle stets nach den Arbeiten besetzt, die aufgrund der Vorhersagen gemacht werden konnten“, erläutert Gaass. Von Vorteil war, dass es im August seit langer Zeit erstmals keine Minusgrade gegeben hat. „Da hatten wir mehr Glück als Verstand.“ An einem Mittwoch waren die Arbeiten beendet. Die für Freitag geplante Abnahme wurde aufgrund der Wettervorhersage gerade noch rechtzeitig auf Mittwochnachmittag vorverlegt – „und am nächsten Morgen lagen da oben 40 cm Schnee!“
Das Flachdach des Schneefernerhauses ist dank umfassender Beratung, der gemeinsamen Entwicklung individueller Lösungen, einem breiten Portfolio, einer ausgeklügelten Logistik, dem guten Zusammenspiel aller Beteiligten und durch intensive Unterstützung von Sebastian Thiele, Projektleiter des Schneefernerhauses, nun sicher abgedichtet und trotzt Wind, Regenwasser, Schnee und Geröll.
Bautafel
OBJEKT
Umweltforschungsstation Schneefernerhaus in Grainau
BAUZEITRAUM
Mitte Juni bis Mitte September 2024
BAUHERR
BG Umweltforschungsstation Schneefernerhaus GmbH,
c/o bifa Umweltinstitut GmbH in Augsburg
PLANER
Sachverständigengesellschaft frischbier-plan-gmbh in Enkenbach-Alsenborn
VERARBEITER
Gaass Florian GmbH in Grainet