2025
Aalen
Betonschäden erfordern umfassende Instandsetzung
Nach fast fünf Jahrzehnten im Einsatz zeigten sich insbesondere an der wetterexponierten Gebäudeseite gravierende Schäden an der Bewehrung. Korrosion und Abplatzungen machten eine gezielte Sanierung der Balkenköpfe und Sichtbetonflächen erforderlich. Die übrigen Fassadenflächen wiesen altersbedingt feine Risse und kreidende Oberflächen auf. Ziel der Maßnahme war es, nicht nur die schadhaften Bereiche instand zu setzen, sondern zugleich die charakteristische Struktur der ursprünglichen Schalung zu erhalten – und das Erscheinungsbild des Gebäudes möglichst unverändert zu bewahren.
Mit der Umsetzung dieser Arbeiten ab dem zweiten Bauabschnitt wurde die Gebrüder Hörner GmbH beauftragt – ein traditionsreiches Familienunternehmen aus Schwäbisch Gmünd, das seit 1891 regionaler Marktführer im Bereich Industriefußbodentechnik und Fassadensanierung ist. Das Unternehmen pflegt seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft mit Sika Deutschland.
Markante Architektur der 1970er Jahre
Das Rathaus in Aalen wurde Mitte der 1970er Jahre neu errichtet und zählt zu den prägenden Beispielen des süddeutschen Brutalismus. Der Entwurf des Architekten Helmut Schaber verzichtet bewusst auf historisierende Elemente und setzt stattdessen auf eine kompromisslose funktionale monolithische Bauweise mit klar ablesbarer Konstruktion. Besonders auffällig ist die roh belassene Sichtbetonfassade, die durch künstlerisch gestaltete Reliefs zur Stadtgeschichte – darunter das Glockenspiel – ergänzt wird. Die Architektur polarisiert bis heute, ist jedoch als Kulturdenkmal anerkannt und zeichnet sich durch ihre dauerhafte Wertbeständigkeit aus.
Schrittweise Umsetzung trotz komplexer Rahmenbedingungen
Die zentrale Lage des Gebäudes inmitten der Aalener Innenstadt stellte hohe logistische Anforderungen: Der Marktplatz im Rücken, eine stark frequentierte Hauptverkehrsstraße zur Front und zahlreiche städtische Veranstaltungen machten eine flexible Bauphasenplanung erforderlich. Deshalb wurde die Sanierung abschnittsweise im Frühjahr und Herbst umgesetzt – während der Sommermonate blieb das Gerüst abgebaut, um den Stadtraum uneingeschränkt nutzbar zu halten. Die Untergrundvorbereitung erfolgte mittels Hochdruckwasserstrahlen. Anschließend wurden geschädigte Betonbereiche fachgerecht mit Sika MonoTop®-910 N, Sika MonoTop®-412 DE sowie Icoment®-520 instandgesetzt. Die stark angegriffenen Balkenköpfe wurden mit SikaGrout®-558 ausgegossen und zusätzlich mit Icoment®-520 behandelt. Zur langfristigen Sicherung der Sichtbetonflächen kam das OS5a Oberflächenschutzsystem mit Sikagard®-552 W Aquaprimer, Sikagard®-545 W Elastofill und Sikagard®-555 W Elastic zum Einsatz. Ergänzend wurden sämtliche Bauteilfugen mit über 500 Beuteln SikaHyflex® Facade erneuert.
Feinspachtelung für technische und optische Qualität
Die Vorbereitung der Sichtbetonflächen erforderte nicht nur den fachgerechten Umgang mit der Altbeschichtung, sondern auch eine präzise Glättung und Ausbesserung der instandgesetzten Bauteile. Dabei galt es, Unebenheiten, Poren und kleinste Schalungsfehler gezielt zu beseitigen. Zum Einsatz kam hierfür ein spezieller Feinspachtel, der technische Anforderungen und gestalterische Qualität miteinander verbindet. Dabei handelt es sich um den Sika Icoment®-520 – ein kunststoffmodifizierter, zweikomponentiger PCC-Feinspachtel, der sich sowohl händisch als auch maschinell verarbeiten lässt. Das Produkt überzeugt durch seine sehr gute Haftung auch auf kritischen Untergründen sowie sein ausgezeichnetes Wasserrückhaltevermögen. Selbst feine Schalungsverwerfungen und Lunker konnten damit ausgeglichen werden. Der Spachtel eignet sich ideal als Untergrund für nachfolgende OS-Beschichtungen und sorgte im Projekt für eine gleichmäßige, technisch belastbare und optisch hochwertige Oberfläche.
Technik trifft Architekturbewusstsein
Die Anforderungen an die Sanierung beschränkten sich nicht allein auf die Beseitigung der vorhandenen Betonschäden, sondern verlangten auch einen besonders sensiblen Umgang mit der ursprünglichen Sichtbetonoberfläche. Ziel war es, die markante Schalungsstruktur weitgehend zu erhalten – ein wesentlicher Aspekt im Umgang mit dem denkmalwertigen Gebäudebestand. Grundlage dafür bildete das Sikagard® Betonimmunsystem, das sich optimal auf tragfähige Altbeschichtungen applizieren lässt, die Dauerhaftigkeit erhöht und zuverlässigen Schutz vor UV-Strahlung sowie vor CO2-Durchlässigkeit bietet. Um die Haftung des Systems auf dem bestehenden Untergrund zu gewährleisten, wurden in jedem Bauabschnitt Beprobungen und Gitterschnittprüfungen durchgeführt. Das System selbst besteht aus mehreren funktional aufeinander abgestimmten Komponenten: Sikagard®-552 W Aquaprimer dient als lösemittelfreier, wässriger Tiefgrund und sorgt für eine sichere Haftvermittlung auf dem Betonuntergrund. Darauf folgt Sikagard®-545W Elastofill, eine elastische Zwischenbeschichtung, die Poren, Hohlräume und Lunker zuverlässig auffüllt und gleichzeitig die bestehende Schalungsoptik bewahrt. Den Abschluss bildet Sikagard®-555 W Elastic – eine rissüberbrückende, hochdeckende Deckbeschichtung mit sehr guter Witterungs- und Alterungsbeständigkeit sowie ausgezeichneter Haftung auf Beton. Durch dieses abgestimmte System konnte nicht nur die technische Schutzfunktion der Fassade langfristig sichergestellt werden, sondern auch der architektonische Ausdruck des Gebäudes in seiner ursprünglichen Form erhalten bleiben.
Langfristiger Schutz und architektonische Kontinuität
Insgesamt wurden rund 7.000 kg Sika Icoment®-520 für die Sanierung der Betonflächen verarbeitet. Das Sikagard® Betonimmunsystem kam mit etwa 7.400 Litern zum Einsatz. Ergänzend kamen rund 7.800 kg weiterer Betoninstandsetzungsprodukte zum Einsatz. Mit dieser umfangreichen Materialmenge konnte eine technisch hochwertige und langlebige Instandsetzung des Rathauses gewährleistet werden, die das Gebäude zugleich optisch im ursprünglichen Charakter bewahren konnte. Die eingesetzten Sika-Systeme bieten langfristige Schutzwirkung bei gleichzeitig hoher gestalterischer Sensibilität. So bleibt der brutalistische Charakter des Gebäudes bewahrt – ein klares architektonisches Statement, das auch in Zukunft die städtische Silhouette prägt.
Bautafel
OBJEKT
Rathaus in Aalen
BAUZEITRAUM
2021 bis 2025
BAUHERR
Stadt Aalen
VERARBEITER
Gebrüder Hörner GmbH
(ab dem 2. Bauabschnitt)